Die Unberührbare (1999)
INHALT Regisseur Oskar Roehler erzählt von den letzten
Lebensmonaten seiner Mutter Gisela Elsner (dargestellt von Hannelore Elsner),
die in den 60er Jahren mit ihrem Roman "Riesenzwerge" den Durchbruch auf dem deutschen
Buchmarkt schaffte. Die erklärte Kommunistin und Verehrerin der DDR spaltete sich
mit der Zeit immer mehr von ihren Mitmenschen ab und wurde aufgrund ihrer eigenwilligen
Verhaltensweisen oft belächelt.
KRITIK/INFO Im Film heißt die Schriftstellerin Hanna
Flanders, und in der Szene, in der sie ihren Sohn - ebenfalls als Autor tätig
- besucht, portraitiert der Regisseur sogar sich selbst als einen Menschen, der
seine Mutter ebenso wenig verstehen will oder kann wie andere. So reist Hanna
Flanders in den letzten Monate ihres Lebens von einem Ort zum anderen, doch an
keinem hält sie es wirklich aus. Weder in ihrem Elternhaus, wo sie von der Mutter
schikaniert wird, noch bei ihrem Ex-Mann, der ihr nach ausgiebigen Alkoholkonsum
mit großer Aggressivität gegenübersteht.
"Die Unberührbare" ist komplett in deprimierendem schwarz-weiß gehalten und die
surrealen Bilder in den letzten Minuten des Films machen klar, daß die Bilder
die Sicht von Hanna Flanders wiederspiegeln, der die Kamera keine Sekunde von
der Seite weicht. Mit ihrem psychischen Zustand ändert sich auch ihre Sicht auf
die Dinge. Hannelore Elsner gibt eine wirklich beeindruckende Vorstellung dieser
gebrochenen, von Selbstzweifeln zerfressenen Frau und hat sämtliche Preise, die
sie damit bereits gewonnen hat oder noch gewinnen wird, sicher verdient. Auch
der Kamera gelingen an einigen Stellen interessante Bilder, vor allem, wenn Schatten
ins Spiel kommen. Dies sind die Faktoren, die den Zuschauer davon abhalten, einzuschlafen.
Denn "Die Unberührbare" ist zwar nicht unbedingt spannungslos, aber doch sehr
langatmig inszeniert - sicher ein notwendiges Mittel, um möglichst viel über die
Hauptperson zu vermitteln, aber letzendlich eben doch eher gewöhnungsbedürftig.
Somit ist "Die Unberührbare" mit Sicherheit einer der wichtigsten deutschen Filme
der letzten Jahre, zugleich ein Zeitzeugnis des Mauerfalls, aber für ein großes
Kinopublikum vollkommen unzugänglich. Da der Film dieses Ziel jedoch auch sicher
nicht verfolgte, läßt sich dieses Manko vernachlässigen.