Moovienet FilmdatenbankKammerflimmern
Kammerflimmern (2004)

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SzenenfotoINHALT "Das ist doch kein Name!" Crash (Matthias Schweighöfer) ist Rettungssanitäter in Köln. Schlaganfälle, verprügelte Ehefrauen, Alkohol- und Drogenleichen – das ist sein Alltag. Als Kind mußte er mit ansehen, wie seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Das Erlebte verfolgt ihn im Traum, und er sieht immer wieder eine Frau, die ihm die offenen Arme entgegenstreckt. Eines Tages sieht er ebendiese Frau wirklich: November (Jessica Schwarz) ist hochschwanger und verliert den drogensüchtigen Vater ihres Kindes wegen einer Überdosis.
KRITIK/INFO Hendrik Hölzemann war Autor des Films "Nichts bereuen" mit Daniel Brühl, der vor einigen Jahren für Aufmerksamkeit sorgte. Nun führt er erstmals selbst Regie. Premiere feierte sein Debüt letztes Jahr beim Filmfestival in Toronto – nicht die schlechteste Adresse für einen deutschen Erstlingsfilm.
Matthias Schweighöfer hat sich vom Sidekick aus diversen Teenager-Filmchen zu einem ernstzunehmenden Schauspieler entwickelt und unterstreicht mit "Kammerflimmern" zum wiederholten Male seine Ambitionen. Er spielt einen verstörten, stets leicht abwesenden Rettungssanitäter. Die erste Hälfte des Films vergeht dann auch damit, Crash und seinen Kollegen bei der Arbeit zuzuschauen. Der Film erhält dadurch fast schon dokumentarischen Charakter, dennoch hätte man diese Passage durchaus etwas straffen können. Ein Problem in dem Zusammenhang ist einmal mehr das Marketing von Constantin Film, das eine völlig falsche Erwartungshaltung hervorruft. Die Liebesgeschichte mit Filmpartnerin Jessica Schwarz steht nämlich keineswegs im Mittelpunkt des Films und beginnt erst sehr spät. Die Berichterstattung fokussiert aber fast ausschließlich darauf und suggeriert, "Kammerflimmern" sei in erster Linie ein Liebesfilm. Dem ist nicht so.
Die Figuren sind allesamt sehr nah an der Realität, größtenteils sympathisch, aber stets mit ihren eigenen kleinen oder großen Abgründen, die mal mehr, mal weniger im Verborgenen liegen. Und Hölzemanns Drehbuch gelingt es, sie meist die richtigen Worte sagen zu lassen. So entstehen eine Menge Szenen voller Pointiertheit, die einen seltsam "wahren" Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Besonders im Gedächtnis bleibt die kurze Episode mit der jugendlichen Selbstmörderin in der Mitte des Films. Hier und an anderer Stelle verwischen die Grenzen zwischen Traum und Realität, was Hölzemann mit allerlei Stilmitteln adäquat in Szene zu setzen weiß. Mehr als gelungen ist auch das Ende des Films, das dem melancholischen Grundton verpflichtet bleibt und große emotionale Kraft besitzt.
Zuletzt sei noch der großartige Soundtrack erwähnt. Junge deutsche Bands zeigen hier ihr ganzes Können, und auch die sehr elektronische Filmmusik vermag zu überzeugen und verleiht dem Film Atmosphäre.
"Kammerflimmern" ist die große Überraschung eines kleinen deutschen Films, dessen überaus pointiertes Drehbuch sehr viel Wahrheit und Realität enthält. Die stilsichere Inszenierung und die in jeder Beziehung gelungene Vertonung sorgen für einen melancholischen Grundton. Ein universelles Drama, das man nicht verpassen sollte!

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