Die
innere Sicherheit (2000)
INHALT
Die Kindheit der 15-jährigen Jeanne (Julia Hummer) ist nicht unbedingt
konventionell verlaufen: Seit jeher ist sie gemeinsam mit ihren Eltern
Clara (Barbara Auer) und Hans (Richy Müller), beides steckbrieflich gesuchte
Terroristen, auf der Flucht. Denn auch über 20 Jahre nach deren Taten versucht
die Polizei, sie dingfest zu machen. Als ihr dies in Portugal um ein Haar gelingt,
kehrt die ungewöhnliche Familie nach Deutschland zurück, nur um festzustellen,
daß die früheren Geldgeber sie nicht mehr unterstützen wollen.
Als sich Jeanne auch noch in den jungen arbeitslosen Heinrich (Bilge Bingul)
verliebt, sind Konflikte vorprogrammiert.
KRITIK/INFO
Hey, was ist denn plötzlich
mit dem deutschen Film los? Nach dem eher gelungenen "Freunde" kommt mit "Die
innere Sicherheit" ein weiteres Leinwanddebüt eines jungen Regisseurs in die
Kinos, das das Potential besitzt, Aufsehen zu erregen. Die ersten Bilder zeigen
die idyllischen Strände von Portugal und verbreiten Urlaubsatmosphäre, bis klar
wird, daß die Hauptfiguren keine gewöhnlichen Touristen sind. Sie sind auf der
Flucht, und das nervt vor allem die Tochter Jeanne - absolut hervorragend dargestellt
von Julia Hummer ("Absolute Giganten", "Crazy"). Sie hat nie eine Schule besucht,
die Kommunikation mit anderen Jugendlichen fällt ihr schwer, da für sie das
ganze Leben lang die Familie wie ein abgeschlossenes System funktioniert hat,
das ihr keinen Freiraum ließ. Sie hat sich zwar daran gewöhnt, fängt aber an,
aus diesem System auszubrechen, als sie den Surfer Heinrich kennenlernt.
Auch Barbara Auer und Richy Müller spielen ihre Rollen überzeugend, die Kamera
fängt die Szenerie distanziert, in Deutschland auch recht trostlos, ein. Die
Distanz wird vor allem bei dem Banküberfall deutlich, der nur aus der grobkörnigen
und ruckelnden Videoüberwachungskamera gezeigt wird. Der Einsatz von Filmmusik
ist minimal und bildet somit eine Parallele zu Jeannes Leben: In Portugal mußte
sie auch ihren Walkman zurücklassen und so lechzt sie - zurück in Deutschland
- förmlich nach jedem bißchen Musik, das ihr zu Ohren kommt.
"Die
innere Sicherheit" ist ein spannender Film, der keine atemberaubende Flucht
mit Verfolgungsjagden und Explosionen, sondern die Resignation der Figuren zeigt,
die sich gewahr werden, daß sie mit ihren Zielen mittlerweile allein dastehen.
Ein unglaublich guter Streifen, toll gespielt und technisch einwandfrei. Über
die bei einem deutschen Film anscheinend unvermeidbaren unterschiedlich gefüllten
Gläser nach einem Schnitt wollen wir mal großzügig hinwegsehen.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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