Intimacy
(2001)
INHALT
Zwei vollkommen fremde Menschen, Jay (Mark Rylance) und Claire (Kerry Fox),
treffen sich regelmäßig jeden Mittwoch, um miteinander Sex zu haben.
Dabei reden sie so gut wie nicht miteinander, wissen dementsprechend auch nichts
voneinander. Jay ist dadurch zunehmend verwirrt und folgt Claire eines Tages
nach dem üblichen Schäferstündchen
KRITIK/INFO
"Intimacy" gewann
auf der Berlinale den Goldenen Bären und wurde recht hitzig diskutiert,
da er sich in die Reihe von Filmen wie "Romance" und "Baise-moi"
einfügt, die bei Sexszenen nichts mehr zu verhüllen versuchen und
es nicht mehr länger einsehen, die Perspektive zu wechseln, wenn mal ein
erigiertes Glied oder sonstige laut den Gesetzen als Pornografie einzustufende
Körperteile ins Bild geraten. Im Fall von "Intimacy" ist die
Debatte jedoch gar nicht nötig, da er lange nicht so weit geht wie die
beiden genannten französischen Produktionen. Das Thema des Films ist nunmal
Sex, also warum sollte man das, um das sich alles dreht, ausblenden? Vor allem
wird der Geschlechtsakt in diesem Film nicht so dargestellt, wie wir ihn aus
Hollywoodfilmen kennen: Perfekt choreografiert, ohne die geringsten Schwierigkeiten,
am besten noch zwischen Fallschirmen bei wo auch immer herkommendem gedimmtem
Licht wie jüngst in "Pearl Harbor". "Intimacy" zeigt
die Probleme beim Ablegen der Kleidung genau wie das Überstreifen des Kondoms
das ist nunmal Sex, so wie er ist, nicht irgendeine weichgezeichnete
Fantasie aus unaufgeklärten Pubertätszeiten.
Der Film an sich wirkt sehr hektisch. Die nervöse Kamera, die jeder Bewegung
der Protagonisten folgt und die Musik, die sich aufdringlich mit den Geräuschen
und Dialogen vermischt, sorgt für eine leicht verstörende, unangenehme
Stimmung. Die Charaktere fühlen sich in diesen Momenten ähnlich, und
Patrice Chéreaus Inszenierung läßt uns das mitfühlen.
An anderen Stellen, die etwas ruhiger angelegt sind, überzeugt Eric Neveuxs
zurückhaltende Filmmusik genauso wie die vom Drehbuch vielschichtig angelegten
Dialoge, nachdem die anfängliche Wortkargheit der Films fast schon Geschwätzigkeit
weicht. Ohnehin sollte man bei den Dialogen sehr aufmerksam sein, es wird schnell
gesprochen, und grundsätzlich nicht darüber, was tatsächlich
gemeint ist. Ambivalenz ist in "Intimacy" allgegenwärtig, da
sich die Figuren selbst nicht ganz einig sind, wohin sie wollen. Das relativ
unvermittelt kommende Ende läßt dem Zuschauer noch viel Platz, die
Geschichte weiterzudenken.
Letzendlich ist "Intimacy" ein über weite Strecken gelungener,
hin und wieder aber auch sehr langatmiger und anstrengender Streifen, der formal
sowie darstellerisch überzeugt und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit
dem titelgebenden Thema bietet.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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