Die
Royal Tenenbaums (2001)
INHALT
Einst ließ der schmierige, aber erfolgreiche Anwalt Royal Tenenbaum (Gene
Hackman), seine Frau Etheline (Anjelica Huston) mitsamt den drei Wunderkindern
Chas (Ben Stiller), Richie (Luke Wilson) und der Adoptivtochter Margot (Gwyneth
Paltrow) sitzen. Dreißig Jahre später ist Royal pleite und muß
daher das Hotelzimmer räumen, das er seither bewohnte. Er behauptet, nur
noch sechs Wochen zu leben zu haben, um sich wieder in den Kreis der Familie
einschleichen zu können.
KRITIK/INFO
Einen ganzen Haufen höchst
skurriler Charaktere hat Wes Anderson in seinem dritten Film nach "Bottle
Rocket" (1996) und "Rushmore" (1998) versammelt. Das Drehbuch
schrieb er wie immer gemeinsam mit Schauspieler Owen Wilson, und dieses Mal
sind die beiden sogar für einen Oscar nominiert.
Royal Tenenbaum ist ein alter Zyniker, der in jeder Situation stets die falschen
Worte findet, aber auch sensibel sein und Spaß haben kann. Seine drei
Kinder, von denen Margot adoptiert ist, was er nie zu erwähnen vergißt,
sind ebenso sonderbare Persönlichkeiten: Richie war bereits als Kind ein
Tennis-Ass sondersgleichen (und zieht auch heute nie sein Stirnband aus), Chas
ist ein Finanzgenie, das bereits in der Grundschule seine erste Firma gründete,
und Margot schrieb im Kindesalter Pulitzer-Preis-verdächtige Theaterstücke.
Alle drei sind sie auf ihre Weise im späteren Leben gescheitert und kehren
in etwa zur gleichen Zeit in das imposante rote Backsteinhaus in New York zurück
wie ihr Vater. So findet eine unter schlechten Vorzeichen stehende Reunion der
Familie statt, denn vor allem zu Chas und Margot pflegt Royal Tenenbaum nicht
gerade das beste Verhältnis.
Die Erzählweise des Films erinnert zu Anfang unweigerlich an "Die
fabelhafte Welt der Amélie", denn auch hier führt uns ein Erzähler
in die Geschichte ein und erzählt uns Details über die Familie und
ihr Umfeld. Auch gibt es einige witzige Rückblenden, zum Beispiel Überblicke
über die Liebesbeziehungen von Margot und Etheline, die reich an originellen
Einfällen sind, sodaß man schon sehr gut aufpassen muß, um
auch jede Anspielung mitzubekommen. Bei dieser Art von hintergründigem
Humor, den "Die Royal Tenenbaums" pflegen, ist das wirklich nicht
ganz einfach. Am besten, man schaut sich den Film gleich mehrere Male an. Auch
bei Ausstattung und Kostümen hat man sich ausgesprochene Mühe gegeben,
wobei manche Sets einen etwas überorganisierten und somit artifiziellen
Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt auch für die Familienmitglieder und
ihre Bekanntschaft: Sie sind teilweise so gnadenlos überzeichnet, daß
man sie fast schon zur Ausstattung zählen kann, so vorhersehbar werden
ihre Handlungen und Reaktionen.
Absolut beeindruckend ist die Besetzungsliste: Gene Hackman gibt ein wunderbar
verschrobenes Familienoberhaupt und spielt endlich mal wieder etwas anderes
als den pflichtbewußten Lieutenant oder Colonel in der neuesten Bruckheimer-Produktion.
Auch alle anderen Schauspieler fügen sich wunderbar in ihre Rollen ein,
auch wenn Gwyneth Paltrow den ganzen Film über den selben wenig freundlichen
Gesichtsausdruck beibehält. Vor allem Luke Wilson überrascht mit einer
tollen Performance, hat er doch bisher kaum eine wirklich dankbare Rolle erhalten,
sondern nur in Retortenware wie "Scream 2" oder "Drei Engel für
Charlie" mitwirken dürfen. Der Soundtrack besteht aus Popsongs aus
den 60ern und 70ern, die sehr stimmig ausgewählt wurden.
Leider habe ich bisher keinen der Filme von Regisseur Wes Anderson gesehen,
doch glaubt man den Kritiken und der Meinung des Publikums, scheint eine kontinuierliche
Steigerung zu erkennen zu sein. Mit den "Royal Tenenbaums" ist er
schon ziemlich nah an der Perfektion: Der Film steckt bis zum Hals in skurril-witzigen
Einfällen und lebt natürlich auch von der grandiosen Besetzung. Leider
wirken die Charaktere und Sets manchmal etwas zu "ausgeklügelt"
und erschweren die Anteilnahme an dem Schicksal der Familie Tenenbaum. Der Humor
ist zudem nicht unbedingt für jedermann geeignet, da er sehr hintergründig
ist und eher zum Schmunzeln als zum Schenkelklopfen anregt.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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