Moovienet FilmdatenbankTanguy – Der Nesthocker (2001)

Szenenfoto INHALT Der 28-Jährige Tanguy (Eric Berger) verdient als Dozent an einer Universität gutes Geld und hat Erfolg bei den Frauen. Doch er wohnt immer noch bei Mama (Sabine Azéma) und Papa (André Dussollier). Auch als diese langsam genug von ihm haben, will er nicht gehen.
KRITIK/INFO "Tanguy" war in Frankreich ein großer Publikumserfolg und kommt jetzt auch in die deutschen Kinos.
Zu Anfang des Films sieht man Tanguys Geburt und wie seine Mutter anschließend das Kind in den eigenen vier Wänden auf den Schoß setzt und ihm sagt "wenn Du möchtest, kannst Du für immer bleiben". Offensichtlich wardas Baby brillant genug, um die Worte zu verstehen und setzt sie daraufhin in die Tat um. Tanguy ist nun 28, bringt regelmäßig seine One-Night-Stands mit nach Hause, die mal mehr, mal weniger locker auf die Wohnsituation ihres Partners für eine Nacht reagieren. Die Eltern üben sich bis dahin in vollkommener Toleranz, denn sie sind der Überzeugung, ihr Nesthocker ziehe nach Abschluß seiner Doktorarbeit endlich aus. Doch Tanguy eröffnet ihnen, daß er noch ein weiteres Jahr im elterlichen Haushalt wohnen bleiben möchte. Seine Mutter entwickelt daraufhin nervöse Ticks und führt diese darauf zurück, daß die Anwesenheit ihres Sohnes sie krank mache. Die Bestrebungen der Eltern, Tanguy aus dem Haus zu "mobben", sind dann der skurrile Höhepunkt dieser typisch französischen Komödie. Leider verliert der Film auch mit dieser Wendung der Eltern gegen ihren Sohn ein wenig seine psychologische Glaubwürdigkeit, die davor durchaus gewahrt war. Nun kommt der Humor auch immer mehr mit dem Holzhammer und weniger spitzfindig daher als zu Beginn. Auch wenn der Anfang einen eher lahmen Eindruck macht, so ist er doch die Stärke des Films. Das Phänomen des Nesthockers wird realistisch dargestellt und auch analysiert. Wenn der komödiantische Teil zu überwiegen beginnt, verstricken sich die Charaktere leider auch in Widersprüche. Daß Tanguy beispielsweise selbst die offensichtlichsten Bösartigkeiten der Eltern mit stoischer Ruhe und chinesischen Sprichwörtern erträgt, ist dann doch etwas überzogen. Ein wenig überspitzt wird die Situation zwar von Anfang an, aber erst der Krieg der Eltern gegen den eigenen Sohn läßt Zweifel an der Realitätsnähe der Geschichte aufkommen. Von hier an dominieren Kraftausdrücke und skurrile Gemeinheiten. Das so plötzliche und unmotivierte Allround-Happy-End fügt sich auch nicht gerade reibungslos in den Handlungsverlauf ein.
Als hervorragend bezeichnen kann man die Darstellerleistungen. Vor allem Sabine Azéma, bekannt aus "Das Leben ist ein Chanson", liefert eine absolut grandiose Vorstellung als von ihrem Sohn gestreßte Mutter. Sie trägt den Film zu größten Teilen selbst und spielt den eher zurückhaltend agierenden und erst spät im Film aus sich herausgehenden André Dussollier glatt an die Wand. Eric Berger als Tanguy überzeugt ebenfalls auf der ganzen Linie.
"Tanguy" ist eine zu Anfang mit viel Fingerspitzengefühl und Realitätsnähe umgesetzte Komödie über das Phänomen der "Nesthocker". Leider verstrickt sich der Film ab einem gewissen Punkt in Widersprüche in der Figurenzeichnung und bietet ab dann auch wenig mehr als Holzhammer-Humor.

Spaß Spannung Action Erotik Niveau Wertung
       

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